Diese Weinregion kennt wirklich jeder: In Bordeaux wachsen einige der legendärsten Tropfen der Welt. Das Gebiet im Südwesten Frankreichs zählt rund 110'000 Hektar Rebfläche. Schon der römische Dichter Ausonius (310-393/94) schrieb, die Ufer des Flusses Garonne, welcher die Stadt Burdigala durchfliesst, seien mit Reben überwachsen. Grosse wirtschaftliche Macht erlangte das Anbaugebiet ab 1152. In jenem Jahr heiratete Herzogin Eleonore von Aquitanien den jungen Heinrich Plantagenet, welcher zwei Jahre später König von England wurde. Ab diesem Zeitpunkt galten keinerlei Exportzölle mehr auf Bordeaux-Weine, die Richtung London verschifft wurden. Auch hatten die Bordelaiser Tropfen Vorrang vor den Weinen des Hinterlands. Der wirtschaftliche Erfolg gab den Winzern die Mittel an die Hand, Weinbau und Kellertechnik zu entwickeln, wie keine zweite Region auf der Welt. Als Bordeaux 1453 zurück an Frankreich fiel, war die Führungsrolle der Bordeaux-Weine auf dem Weltmarkt längst besiegelt.
Nach den Engländern wurden die Holländer wichtige Handelspartner von Bordeaux. Mitte des 17. Jahrhunderts legten sie das Médoc trocken – einst ein malariaverseuchtes Moor, das heute Heimat absoluter Weinlegenden ist. 1855 liess Napoleon III. zur Weltausstellung in Paris die besten Châteaux des Bordelais ermitteln. Vier darunter – Château Lafite Rothschild, Mouton Rothschild, Latour und Margaux – befanden sich im Médoc. Lange blieben sie konkurrenzlos. Doch in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts mauserten sich die Appellation Saint-Emilion mit Gütern wie Ausone (nach dem Dichter Ausonius), Cheval Blanc und Angélus, sowie das Gebiet Pomerol mit Château Pétrus zu ebenbürtigen Konkurrenten.
Bordeaux geniesst dank der Nähe zum Atlantik ein maritimes Klima. Die Weine sind typischerweise Assemblagen. Die Rotweine werden aus Cabernet Sauvignon, Cabernet franc, Merlot und Petit Verdot gekeltert. Die Weissen entstehen aus Sauvignon blanc und Sémillon. Man kann die Region grob einteilen in «Rive gauche», das linke Ufer der Garonne, sowie «Rive droite» das rechte Ufer der Dordogne. Linksufrig liegt vor allem das Médoc. Hier entstehen kühle, kernige, cabernet-betonte Gewächse. Rechtsufrig befinden sich unter anderem Saint-Emilion und Pomerol. Sie verführen mit charmanten, samtigen Tropfen auf Merlot-Basis. Das Gebiet zwischen den beiden Flüssen nennt man Entre-Deux-Mers. Es produziert trinkige Weissweine. Die besten Weissen von Bordeaux jedoch wachsen in Pessac-Léognan, ganz nah an der Stadt. Sauternes und Barsac schliesslich, etwas weiter aufwärts der Garonne, gebiert legendäre Süssweine wie Château d’Yquem.
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