Der Legende nach entstand der Begriff während einer Weindegustation in London. Ein Gast probierte einen Toskana-Tropfen und rief: «This is a super tuscan!» Bordeaux-Weine dienten zu dieser Zeit vielen Toskanern als Vorbild: internationale Traubensorten wie Cabernet Sauvignon, Cabernet franc oder Merlot, in der Barrique gereift. So entstand auch der erste Supertoskaner – der Sassicaia von der Tenuta San Guido. Winzer Marchese Mario Incisa della Rocchetta träumte von einem Wein aus typischen Bordeaux-Trauben und pflanzte in den familieneigenen Rebgärten die Varietäten Cabernet Sauvignon und Cabernet franc. Viele Jahre entstand daraus der Hauswein der Familie Incisa della Rocchetta, den man zügig nach der Pressung trank.
Wie gut die rote Assemblage aber nach ein paar Jahren der Reifung schmeckt, entdeckte die Familie erst, als eines Tages im Keller eine ältere, vergessene Flasche zum Vorschein kam. Das Ergebnis überzeugte und so wurde der Sassicaia der Öffentlichkeit vorgestellt: 1971 mit dem Jahrgang 1968. Kurze Zeit später folgte der Tignanello (Jahrgang 1971), gekeltert auf dem Weingut von Piero Antinori.
Beide Weine wurden als «Vino da Tavola» vermarktet, da sie keiner damals geltenden Gesetzgebung entsprachen. Seit 1992 ist die Jahrgangsdeklaration bei diesen Tafelweinen allerdings verboten, eine neue gesetzliche Grundlage war nötig – und kam in Form des igt-Labels. Weine dieser Qualitätsstufe zeichnen sich durch ihre geografische Typizität aus. Die Vorschriften sind allerdings sehr flexibel, und so umfasst das Gütesiegel auch Weine wie die Supertuscans, die nicht unbedingt die gängigen Trauben der Toskana enthalten. Supertoskaner kennen wir meist als Rotwein. Doch was viele nicht wissen: Auch Weissweine dürfen dieses Prädikat tragen. Die Voraussetzung, um solche Spitzentropfen zu produzieren, sind in der Toskana nur an Toplagen in der Maremma sowie rund um Bolgheri, einem Ortsteil der Gemeinde Castagneto Carducci, gegeben. Die Reben dort sind optimal der Sonne zugewendet und so angelegt, dass sie vor Regen, Wind und Kälte geschützt sind. Doch ebenso wichtig ist die Bodenbeschaffenheit, denn jede Traubensorte hat ihre ganz eigenen Bedürfnisse. Das Zünglein an der Waage spielt jedoch der Kellermeister, der sein Handwerk versteht und weiss, wie er die Trauben so assemblieren muss, dass der edle Tropfen dem Geschmack eines breiten Publikums entspricht. Fast immer kommt der Traubensaft in die Barrique; für Wochen, Monate oder gar Jahre.
Übrigens: Seit 1994 hat Bolgheri eine eigene doc-Bezeichnung. Ursprünglich nur für den Rotweinklassiker Sassicaia vorgesehen, darf das Label mittlerweile auch von anderen Weingütern verwendet werden.
Löffel in der angebrochenen Champagnerflasche? Wir haben eine bessere Idee …
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