Ein erfolgreiches und mutiges Frauen-Trio auf dem Weingut der Famiglia Cotarella.
Falescos Tellus und Est! Est!! Est!!! – weisse und rote Meisterwerke aus dem Latium.
Es geht doch nichts über eine süffige Geschichte! Im zwölften Jahrhundert, so will es die Legende, reiste Johannes Fugger, ein deutscher Bischof, zum Papst nach Rom. Er liebte den guten Rebensaft, und so schickte er angeblich einen Gehilfen voraus, um die Tropfen entlang der Reiseroute vorzukosten. Wo immer der Gehilfe ein lohnendes Exemplar fand, sollte er «Est» an die Tür des Wirthauses schreiben – auf Deutsch: «Es ist». In Montefiascone, gut 100 Kilometer vor Rom, schmeckte dem Vorboten der Wein scheinbar so vorzüglich, dass er ganz ausser sich geriet. «Est! Est!! Est!!!» schrieb er begeistert an die Pforte der Beiz. Und Fugger ging es ähnlich. Noch lange wurde sein Grab, immer wenn sein Tod sich jährte, mit diesem Wein begossen.
Ob diese Anekdote nun stimmt oder nicht: Geschichte hat er, der Wein aus dem Latium, der Gegend rund um Rom. Die alten Römer frönten nachweislich dem Falerner, gekeltert aus der mittlerweile ausgestorbenen Sorte Aminea. Und noch heute sind über 50 verschiedene Rebsorten, viele davon uralt, zum Anbau zugelassen. Aktuell erstreckt sich der Weinbau in der Region Latium über 20'000 Hektar. Den Falerner gibt es längst nicht mehr, aber der «Est! Est!! Est!!!» lebt munter weiter – zum Leidwesen vieler Weinkritiker, denn unter diesem Namen werden nur ganz wenige Spitzenweine produziert.
Einer, der den Weinen des Latiums zum Aufschwung verholfen hat, ist Riccardo Cotarella. Der weltberühmte «Flying Winemaker» ist selber in dieser Weinregion sesshaft geworden und zeigt exemplarisch, was mit eher unspektakulären Trauben wie Malvasia und Trebbiano möglich ist. Sein «Est! Est!! Est!!!» aus Montefiascone hat die Ausrufezeichen jedenfalls verdient.
Das Anbaugebiet Latium besitzt hauptsächlich vulkanische Böden und teilt sich in zwei Hälften auf. Der kühle Norden ist weiss, der wärmere Süden rot. Weissweine machen rund drei Viertel der Produktion aus. Neben dem «Ausrufezeichen-Wein» entsteht aus Malvasia und Trebbiano der bekannte Frascati. Aus dem angrenzenden Weingebiet Umbrien wiederum kennt man den Weisswein Orvieto, der im Latium ebenfalls gekeltert wird. Er basiert auf der Grechetto-Traube. Bei beiden handelt es sich um kühl und jung zu trinkende Tropfen.
Unter den Roten macht aktuell eine lange vergessene Sorte von sich zu reden. Der Cesanese ist ein ausserordentlich unkonventioneller Rotwein: enorm mineralisch und sehr säurebetont mit Aromen von Kirsche und Schokolade. Zunehmend machen Winzer mit spannenden Exemplaren von sich reden.
Der beste Ort, um die Weine und Küche des Latiums zu probieren, ist natürlich die Ewige Stadt: Rom. Sie bietet nicht nur atemberaubende Sehenswürdigkeiten, es lässt sich auch nirgends in Italien besser ausgehen. Die Römer lieben es, sich mit Familie und Freunden im Restaurant zu treffen. Dies hat historische Wurzeln. Im antiken Rom war es Bürgern verboten, in Mietswohnungen auf Feuer zu kochen. Daher ging der Durchschnittsrömer bereits vor 2000 Jahren auswärts essen. Das hat sich bis heute nicht geändert. Rom ist bekannt für die Geselligkeit seiner Bars und Cafés sowie für Spezialitäten wie Saltimbocca alla Romana (Kalbschnitzelchen mit Rohschinken und Salbei), die puristische Pasta-Variante Cacio e Pepe (mit Pecorino und Pfeffer) oder «das fünfte Viertel» des Tiers – im Klartext: herzhafte Innereien.
Cannellino di Frascati, Cesanese del Piglio, Frascati Superiore
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