Eine Region, eine Familie, ein Schloss – und eine wunderbare Erfolgsgeschichte.
Frauenpower: Das berühmte Grappa-Haus Nonino ist fest in weiblicher Hand.
Eigenständige Charakterweine, vinifiziert mit erprobten, wissenschaftlichen Methoden.
Friaul-Julisch Venetien – unter Weinfreunden sagt man gemeinhin schlicht Friaul – ist ein Treffpunkt der Kulturen. Die Region liegt in der nordwestlichen Ecke Italiens, zwischen Österreich, Slowenien und Venetien. Die Hauptstadt Triest gehörte lange zur Habsburgermonarchie und liegt nur wenige Kilometer von der slowenischen Grenze entfernt. Dort treffen sich italienische, slawische und germanische Einflüsse.
Das Friaul gilt mit Fug und Recht als bestes Weissweingebiet Italiens. Ende der 1960er-Jahre experimentierte der Winzer Mario Schiopetto hier erstmals mit Temperaturkontrolle bei der Gärung. Andere taten es ihm gleich, und schon bald machte das Friaul einen gigantischen Qualitätssprung. Heute umfasst die Weinregion rund 20’000 Hektar Rebfläche. Es gibt nur wenig grosse Strukturen, dafür umso mehr Familienweingüter.
Unter den Rebsorten des Friaul regiert der Friulano. Es handelt sich um eine alte französische Varietät, die in Frankreich schon lange nicht mehr angebaut wird. Anfang des 19. Jahrhunderts fand sie den Weg nach Italien, wo man sie Tocai oder Tocai Friulano nannte. Dagegen protestierten die Ungarn vor der EU: Sie befürchteten, man könne die Traube mit dem legendären ungarischen Süsswein, dem Tokajer, verwechseln. Seit 2008 darf die Sorte daher nur noch Friulano heissen. Blumig und kräuterwürzig, ergibt sie ganz eigene, hochwertige Weissweine. Auch Sauvignon blanc, Pinot bianco und Chardonnay gedeihen gut im Friaul. Wieder in Mode kommt zurzeit die vergessene Sorte Ribolla Gialla.
Das bekannteste Anbaugebiet ist das Collio Goriziano, kurz Collio. Es verdankt seinen Namen der Stadt Gorizia direkt an der Grenze zu Slowenien. Tatsächlich zählen auch ein paar slowenische Rebberge zur Appellation. Für die Winzer ist dies Normalität, sie bewegen sich ganz selbstverständlich auf beiden Seiten des Schlagbaums. Weitere Spitzenweisse kommen aus den Anbaugebieten Colli Orientali del Friuli und Isonzo.
Im Friaul gedeiht aber durchaus auch Rotwein. Merlot und Carmenère (welcher hier lange Zeit fälschlich für Cabernet franc gehalten wurde) bringen gute Ergebnisse. Das Anbaugebiet Carso am Golf von Triest glänzt zudem mit dem lokalen Refosco. Übrigens gehörten Winzer aus dem Friaul zu den Wegbereitern der sogenannten «Orange Wines». Darunter versteht man Weissweine, die wie Rote auf den Schalen vergoren werden. Josko Gravner und das Weingut Radikon sind für Liebhaber dieses Weintyps fast schon Ikonen. Und nicht zuletzt wurde im Friaul angeblich der Grappa erfunden. Darauf weist ein Dokument aus dem 16. Jahrhundert hin. Noch heute sitzen hier weltberühmte Erzeuger wie Nonino.
Die geschichtsträchtige Stadt Triest war einst ein wichtiger Handelshafen der Donau-Monarchie. Entsprechend vielfältig präsentiert sich die Küche des Friauls. Hier treffen sich Spezialitäten wie Wiener Würstchen, Strudel und Gulasch. Die Stadt San Daniele ist ein Pilgerort für Schinkenfans, und aus der Montasio-Hochebene kommt der begehrte gleichnamige Käse. Eine süsse Tradition lebt in der Schiacciata di uva fort, einem Hefekuchen mit Trauben, der nur während der Weinlese gebacken wird.
Colli Orientali del Friuli Picolit, Lison, Ramandolo, Rosazz
Carso, Collio Goriziano, Friuli-Annia, Friuli Aquileia, Friuli Colli Orientali, Friuli Grave, Friuli Isonzo, Friuli Latisana, Lison Pramaggiore, Prosecco
Eugenio Collavini, Gravner, Jermann, Livio Felluga, Nonino (Grappa), Radikon, Schiopetto, Torre Rosazza
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